Wildbienen und Hummeln

Text und Abbildungen von Tobias Arendt

Inhalt

Wildbienen

Schutzstatus

Starthilfe

Verletzt

Geschwächt

Offene Zufütterung und Wasserangebot

Gefahren

Wildbienen sind gefährlich! … vielleicht halb so gefährlich wie eine Erdnuss

Keine Nistplatzverteidigung

Nestverteidigung Sozialer Wildbienen

Auf Tuchfühlung

Stichfolgen

Lebenszyklus

Vom Ei zum Imago

Voltinismus

Das Leben als Imago

Überwinterung

Futterquellen

Nistplätze

Erdnistende Arten

In Höhlen nistende Arten

In markhaltigen Stängeln nistende Arten

In Totholz nistende Arten

Zwangsräumung. 8

Nistmaterial 8

Lehm.. 8

Pflanzenmaterialien. 8

Holz. 9

Aushub. 9

Innenausbau. 9

Nisthilfen. 9

Sinn und Unsinn. 9

Fehler. 9

Nisthilfe für in hohlen Röhren nistende Arten. 11

Nisthilfe für erdnistende Arten. 12

Nisthilfe für in markhaltigen Stängeln nistende Arten. 13

Nisthilfe für in Totholz nistende Arten. 13

Futterquellen. 14

Heimische Pflanzen. 15

Invasive Neophyten. 15

Mehr Schein als Sein. 17

Wilde Ecken. 17

Hummeln. 18

Lebenszyklus. 18

Gefahren. 19

Nest im Garten. 21

Hummelkasten als Nisthilfe. 23

 

Wildbienen

In Deutschland gibt es rund 560 verschiedene Wildbienenarten. Diese haben sehr unterschiedliche Lebensweisen und Anforderungen. Sehr viele dieser Arten haben beispielsweise einen geringen Flugradius, benötigen artspezifische Nahrung, artspezifische Nistgelegenheiten und artspezifisches Nistmaterial.

Schutzstatus

Sämtliche Wildbienenarten in Deutschland sind nach § 44 BNatSchG besonders geschützt. Das bedeutet, es herrschen Zugriffs- und Vermarktungsverbote. Es ist somit verboten, die Tiere zu verletzen oder zu töten bzw. ihre Fortpflanzungs- oder Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören.

Ausnahmen können bei der Unteren Naturschutzbehörde des jeweiligen Kreises beantragt werden. (SH àLFU)

Starthilfe

Findet sich eine entkräftete Wildbiene oder auch Wespe, stellt sich oft die Frage, wie man dem Tier auf die Schnelle helfen kann. Bringt man es nicht über sich, der Natur ihren Lauf zu lassen bitte folgende Tipps beachten, um zusätzlichen Schaden zu vermeiden:

Verletzt

Ist das Tier flugunfähig oder anderweitig verletzt kann man nicht mehr viel machen. Zu bedenken ist hierbei jedoch auch die nur wenige Wochen umfassende Lebensspanne von Honigbienen-, Hummel- und Wespenarbeiterinnen. Eine Fütterung sterbender Tiere verlängert ihr Leid nur und ist weder in ihrem noch in unserem Sinne. Das Tier an einen regengeschützteren Ort setzen, an dem ein Vogel es als Snack erbeuten kann, ist da meist alles, was man tun kann.

Geschwächt

Handelt es sich bei dem Tier um eine Honigbiene, Wespe oder Hummel und diese erscheint nur geschwächt, sollte man es auf eine nektarführende Blüte setzen. Hierzu ist es hilfreich, zu schauen, welche Blüten Artgenossen in der Umgebung gerade anfliegen. Stehen keine Blüten zur Verfügung und der Finder bringt es nicht über sich, der Natur ihren Lauf zu lassen, kann dem Tier auch ausnahmsweise mittels Zuckerwasser Starthilfe geben werden. Honigbienensollte allerdings kein Zuckerwasser angeboten werden, da es dadurch zu negativen Auswirkungen auf das Volk kommen kann (Räuberei, Honigverfälschung). Da man beim Füttern geschwächter Hautflügler aber immer Gefahr läuft, das Tier damit unrettbar zu verkleben, sollte es stark abgewägt werden. Bewährt hat sich im Fall der Fälle die Mischung:

  • 3 Teile Haushaltszucker
  • 3 Teile Fruchtzucker
  • 4 Teile kaltes, maximal lauwarmes, Wasser

Der Fruchtzucker erhöht die Akzeptanz des Gemisches, da der Haushaltszucker für das Tier keinen Geruch hat. Falls gerade keiner verfügbar ist, kann man ihn also zulasten der Akzeptanz durch Haushaltszucker ersetzen.

Solitäre Wildbienen nehmen erfahrungsgemäß kein Zuckerwasser an. In diesem Fall setzt das Tier auf eine nektarführende Blüte. Als Imago leben sehr viele solitäre Wildbienen ohnehin nur wenige Wochen, sodass die Chancen bei einem geschwächten Tier hoch sind, dass es bereits sein natürliches Lebensende erreicht hat.

Keinesfalls sollte Honig verfüttert werden (Krankheitsübertragung – DWV, Faulbrut u.v.m.). Auch Gelierzucker darf nicht verwendet werden. Das verwendete Wasser sollte kalt sein –heißes Wasser darf nicht verwendet werden, da sonst in bedenklichem Maße Hydroxymethylfurfural entsteht, welches auf Hymenoptera schädlich wirken kann.

Offene Zufütterung und Wasserangebot

Von einer allgemeinen Zufütterung über Futterstellen und grundsätzlich eine Fütterung von Honigbienen durch Außenstehende ist immer abzuraten! Einzelnen Tieren mit Zuckerlösung, Starthilfe zu geben, kann vertretbar sein. Findet eine Fütterung von Zuckerwasser jedoch offen statt, versammeln sich dort Vertreter diverser Wildbienen-, Honigbienen- und Wespenvölker. Entsprechende Krankheiten werden so in einem Maße nicht nur von Volk zu Volk, sondern auch von Art zu Art und sogar zwischen verschiedenen Gattungen übertragen, die auf natürlichem Wege nicht stattfinden könnte (Stichworte: Deformend Wing Virus, Amerikanische Faulbrut, Varroa).

Über die Verbreitung von Krankheiten hinaus beschert man mit offener Zuckerwasserfütterung auch Imkern ein Problem. Wenn deren Honigbienen verstärkt Zuckerwasser statt Nektar oder Honigtau eintragen, macht sich das im Honig messbar bemerkbar, sodass sie ihn schlimmstenfalls nicht mehr verkaufen können. Durch offene Fütterung wird bei Honigbienen zusätzlich die Bereitschaft zur Räuberei erhöht – hierbei überfallen stärkere Völker die schwachen und rauben deren Vorräte. Ein Verlust ganzer Völker kann die Folge sein.

Honig, egal aus welcher Quelle, sollte auf keinen Fall, auch nicht an einzelne Tiere, verfüttert werden. Hierdurch können Krankheiten übertragen werden, die auch in gesunden Völkern ausbruchsfrei vorhanden sein können. Beispielsweise das Deformed Wing Virus wurde bereits bei Honigbienen, Wildbienen und auch Wespen nachgewiesen.

Das Anbieten von Wasser kann für viele Tiere ein Segen sein, jedoch sollten hier, um die Ansteckungsgefahr zu mindern und das Aufheizen zu verringern, relativ große Gefäße gewählt werden. Wenn auch Vögel darin baden können umso besser. Von Flaschendeckeln und ähnlichen Miniaturtränken ist daher abzuraten. Auch die Verwendung von Murmeln ist aufgrund ihrer glatten Oberfläche und ihrer brennglasähnlichen Wirkung keine optimale Lösung.

Die regelmäßige Reinigung des Gefäßes ist hierbei nicht unbedingt nurwegen der auf Insekten übertragbaren Krankheiten, sondern auch aufgrund der Trichomonaden-Infektionsgefahr für Wildvögel ein Muss. Hierzu ist die einfachste Möglichkeit, zwei Gefäße im Wechsel zu benutzen. Eines wird mit Wasser gefüllt und das andere grob gereinigt und in der Sonne stehen gelassen. Am nächsten Tag wird gewechselt.

Gefahren

Wildbienen sind gefährlich! … vielleicht halb so gefährlich wie eine Erdnuss😉

Alle Wildbienen gehören zu den Stechimmen und verfügen somit über einen Stachel. Im Gegensatz zu den Honigbienen ist dieser Stachel nicht mit Widerhaken besetzt und somit bleibt er nicht im Gestochenen zurück. Darüber hinaus sind die Stachel der meisten Arten viel zu kurz und weich, um die menschliche Haut zu durchdringen – Hummeln bilden hier eine Ausnahme.

1Tibia einer Wildbiene – wirkt höchstens unter dem Mikroskop gefährlich

Keine Nistplatzverteidigung

Solitäre Wildbienen haben dem Menschen gegenüber keinerlei Aggressionspotential. Auch wenn manche sich untereinander doch gerne mal kräftig knuffen, um potenzielle Interessenten von besonders attraktiven Immobilien oder Futterquellen fernzuhalten, empfinden sie den Menschen anscheinend als unbezwingbare Naturgewalt, gegen die es keinen Sinn hat, Maßnahmen zu ergreifen. Versperrt ein Mensch den Zugang zum Nistplatz, suchen sie einen anderen Weg, kommen später wieder oder suchen sich einen neuen Platz. Letzteres ist natürlich besonders ärgerlich, da sie meist bereits einen hohen Prozentsatz ihres kurzen Lebens als Imago, also als ausgewachsenes Insekt, an genau diesem Nistplatz gearbeitet haben, dieser nun dank eines picknickenden Riesens aber unvollendet bleiben muss.

Nestverteidigung Sozialer Wildbienen

Lediglich Hummeln können artbedingt und in unmittelbarer Nestnähe zu Verteidigungsreaktionen neigen. Doch selbst dort sind schon kräftige Erschütterungen nötig, um die Plüschbälle in Aufruhr zu versetzen. Selbst wenn der Alarmzustand dann einmal ausgelöst ist, sind Hummeln nicht nachtragend. Wenn man sich direkt vom Tatort der Neststörung entfernt, gehen sie schnell wieder ihrem friedlichen Tagesgeschäft nach.

Auf Tuchfühlung

Um von einer einzelnen Wildbiene gestochen zu werden, gehört einiges an Ungeschick oder Pech dazu. Lediglich, wenn man die Tiere versehentlich einklemmt, sich draufsetzt oder drauftritt, kann es passieren, dass sie ihren Stachel einsetzen. Doch selbst dann durchdringen die meisten Arten damit erst gar nicht die vergleichsweise dicke menschliche Haut.

Stichfolgen

Lokale Reaktionen einer möglichen Einstichstelle bleiben bei Stichen durch Wildbienen klein. Allergische Reaktionen auf Hummelstiche sind zwar möglich, aber äußerst selten. Auch wenn man schon mal allergisch auf das Gift von Honigbienen oder Wespen reagiert hat, bedeutet das nicht, dass man auch auf das Gift der Hummel reagieren wird. Kombinationen von über 20 Allergenen im Gift der genannten Tiere spielen hier eine Rolle. Auf alle gleichermaßen zu reagieren, ist außerordentlich unwahrscheinlich. Auf Stiche von solitären Wildbienen sind bislang keine allergischen Reaktionen bekannt.Bei Stichen von Honigbienen und Wespen sind stärkere lokale Reaktionen möglich. Ein Anschwellen des gestochenen Körperteils muss auch noch kein Hinweis auf eine Allergie sein. Wenn jedoch von diesem Bereich unabhängige körperliche Reaktionen auftreten, ist eine Abklärung durch den Arzt ratsam. Bei eintreten von Atemnot ist umgehend der Notruf(112) zu wählen.

PS: Männliche Bienen und Wespen haben keinen Stachel().

Lebenszyklus

Aufgrund der Artenvielfalt unter den Wildbienen gibt es hier eine hohe Varianz. Die meisten Arten leben jedoch nach einem ähnlichen Muster.

Vom Ei zum Imago

Beginnend mit der Eiablage, die art- und witterungsbedingt zwischen Frühjahr und Herbst stattfindet, entwickeln sich dort aus den Eiern Larven. Je nach Art überwintern dann entweder die Larven, die sich daraus entwickelnden Vorpuppen oder das vollentwickelte Insekt (Imago) in der Brutröhre. Die weitere Entwicklung wird erst im Folgejahr kurz vor dem Schlupf fortgesetzt. In den zur Nahrungsaufnahme fähigen Entwicklungsstadien ernähren sich die Tiere von den von der Mutter in der Kammer angelegten Pollen-Vorräten.

Voltinismus

Bei einer geringeren Anzahl an sogenannten bivoltinen Arten gibt es noch eine zweite Generation im Jahr – das heißt die von den überwinterten Tieren gezeugten Nachkommen schlüpfen bereits im Jahre ihrer Zeugung und zeugen dann selbst wiederum erst die Generation, deren Aufgabe es ist, zu überwintern. Dies ist beispielsweise bei der Gemeinen Sandbiene der Fall. Die meisten bekannten Wildbienenarten leben hingegen univoltin. Zur Begriffserklärung: Um die Zahl der im Jahr von einer Art vollendeten Generationen zu beschreiben, werden Kombinationen aus den Wortstämmen uni/mono (lat. *unus *einer / griech. *mónos *allein), bi (lat. *bis *zwei), tri (griech. *tría *drei), poly (griech. polýs viel) mit der Endung voltin (ital. *volta *Mal, Drehung) gebildet.

Witz am Rande: Was ist der Unterschied zwischen einem Etymologen und einem Entomologen?

Der Etymologe kennt ihn.

Das Leben als Imago

Nach dem Schlupf findet für die meisten Arten direkt die Zeit der Begattung statt. Die einige Tage vor den Weibchen schlüpfenden Männchen warten hierfür oft schon ungeduldig an den Brutplätzen. Die begatteten Weibchen beginnen meist direkt mit dem Nestbau und der Eiablage und schon nach wenigen Wochen ist das Brutgeschäft dann auch wieder vorbei und die Elterntiere sterben.

Überwinterung

Während bei Mehrzahl solitärer Wildbienenarten beide Geschlechter in der ein oder anderen Form in ihrer Kinderstube überwintern, sind es bei sozialen Wildbienen (Hummeln) allein die befruchteten Jungköniginnen, die sich als Imago zur Überwinterung in Verstecke zurückziehen und erst im Frühjahr mit der Nistplatzsuche beginnen. Unter den solitären Wildbienenarten überwintern Sphecodes-, Lasioglossum- und die meisten Halictus-Arten ebenfalls auf diese Weise. Nur von Holzbienen und Keulhornbienen ist bekannt, dass beide Geschlechter in Verstecken als Imago überwintern und sich erst im Folgejahr paaren.

Futterquellen

Die natürlichen Futterquellen von Wildbienen jeder Art sind Nektar, Pollen und teilweise Honigtau. Nektar wird von der adulten Form der Wildbienen als regelmäßiger Energielieferant aufgenommen, während sie das Eiweiß der Pollen lediglich zur Bildung der Eier benötigen und diesen ansonsten für die später davon zehrenden Larven eintragen.

Manche Arten, zum Beispiel die Dunkle Erdhummel oder die Honigbiene – als polylektischeArten quasi Allesfresser –, könnten einen dies zwar glauben lassen, jedoch ist Pollen nicht gleich Pollen. Von minderwertigem Pollen, in Bezug auf den Eiweißgehalt, wie er bei vielen windbestäubenden Pflanzenarten, wie Gräsern (auch z.B: Mais) vorkommt, wollen die wenigsten Insekten etwas wissen. Doch auch beim hochwertigen, bei manchen Arten beliebten Pollen, machen Wildbienen einen Unterschied. Einige Wildbienenarten haben sich zum Pollensammeln auf ein paar wenige, meist miteinander verwandte Pflanzenarten spezialisiert – diese wählerischeren Wildbienen bezeichnet man dann oligolektisch. Monolektische Wildbienenarten sammeln ihren Pollen jeweils gar von genau einer heimischen Pflanzenart.

Spätestens bei der Betrachtung der spezialisierten Wildbienenarten, wird klar, welchen Einfluss eingeschleppte, im Besondereninvasive Pflanzenarten (invasive Neophyten) durch Verdrängung heimischer Pflanzen auf eben diese Wildbienen haben können.

Nistplätze

Entgegen der Annahme zu der man beim Anblick angebotener und favorisiert gebauter Nisthilfen gelangen könnte, nistet der Großteil der Wildbienenarten nicht in hohlen Stängeln, Heu oder Tannenzapfen (Spoiler: weder Heu noch Tannenzapfen haben für Wildbienen einen Nutzen ).

Erdnistende Arten

Die meisten heimischen Bienen sind erdnistende Arten und bevorzugen magere sandige oder lehmige horizontale und vertikale Flächen (Böden und Wände). In der Natur finden sich diese in Form von Magerwiesen und Trampelpfaden während jene beispielsweise durch witterungsbedingte Abbruchkanten entstehen.

Nomadasp.

In Höhlen nistende Arten

Ein deutlich kleinerer Teil der Wildbienen interessiert sich für Löcher in Holz oder Pflanzenstängeln. In der Natur entstehen diese nahezu bezugsbereiten Nistgelegenheiten durch das Abknicken hohler Pflanzenstängel oder durch Fraßgänge von Käferlarven in abgestorbenem Holz.

In markhaltigen Stängeln nistende Arten

Auch für „Löcher ohne Loch“ gibt es Interessenten. Aus markhaltigen Stängeln, wie beispielsweise abgebrochenen Brombeerranken, arbeiten sich besonders einige Maskenbienen- und Mauerbienenarten einfach selbst ihren Gang heraus.

In Totholz nistende Arten

Die größte Biene Deutschlands, die Blaue Holzbiene, arbeitet sich ihre Nistgänge aus totem Holz heraus. Ein ausgewählter Kreis weiterer Wildbienenarten tut es ihr gleich.

Zwangsräumung

Beispielsweise Scherenbienen sind ganz versessen darauf, bereits frisch von anderen entfernten Verwandten bezogene Niststätten auszuräumen, um dann selbst die offensichtlich geeignete und passenderweise nun gerade frei gewordene Immobilie zu beziehen. Sich bereits entwickelnde Larven und eingetragener Pollen werden hier kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Nistmaterial

Die von der Gesamtheit der Wildbienen verwendeten Nistmaterialien sind mannigfaltig, doch betrachtet man jede Art einzeln so müssen meist ganz spezielle Materialien in Flugreichweite zu Nistmöglichkeit und Futterangebot vorhanden sein. Lediglich Masken- und Seidenbienen verwenden als Verschlüsse und Imprägnierung ausschließlich körpereigene Drüsensekrete.

Lehm

Viele Wildbienenarten benötigen Lehm für die Fertigung der Trennwände ihrer Brutkammern und die des Deckels. Hierbei wird stets lockerer Lösslehm verwendet. Mit fettem zu stark aushärtenden Lehmen können die Tiere nichtsanfangen.

Pflanzenmaterialien

Woll- und Harzbienen fertigen ihre Nestverschlüsse aus Pflanzenmaterialien an. Im Fall der Wollbiene entstehen hier regelrechte Wollknäule aus Pflanzenfasern. Harzbienen hingegen arbeiten mit Harz, Steinchen und Dreck.

Anthidiummanicatum (Gartenwollbiene)–Weibchen schabt Pflanzenfasern zu einem Knäuel zusammen

Holz

Andere Arten sind da etwas pragmatischer, sie verwenden direkt das Material, aus dem sie die Nistgelegenheit selbst herausgearbeitet haben. Hierzu werden beispielsweise beiseitegeschaffte Holzfasern nach dem Ablegen von Ei und Pollen wieder zurückgetragen und zu stabilen Trennwänden verarbeitet.

Aushub

Auch erdnistende Arten bedienen sich dieses Tricks und verwenden einfach den beim Graben entstandenen Aushub für spätere Arbeiten. Arten denen das zu einfach ist, haben sich den Arbeitsaufwand zugunsten der Prävention eines Parasitenbefalls erhöht, indem sie den Eingang zum Nistplatz bei jedem Abflug zum Pollensammeln oder Nektarschlürfen wieder zuschütten und bei der Rückkehr wieder ausgraben.

Innenausbau

Noch immer zu einfach? Kein Problem für Blattschneiderbienen – diese schneiden sich Stückchen aus Blättern heraus und transportieren diese gerollt zum Nistplatz, den sie damit fürsorglich tapezieren. Auch die bedrohte Mohn-Mauerbiene vollzieht dieses Ritual, verwendet dafür aber, als würde sie ihren Namen kennen, Mohnblütenblätter.

Nisthilfen

Um dieses Themaranken sich unzählige Mythen, Irrglauben und Philosophien.

Sinn und Unsinn

Dem ein oder anderen mag nach Lektüre der bisherigen Lektionen bereits schwanen, dass Nisthilfen allein keinen nennenswerten Einfluss auf den Artenschutz haben können. Besonders die verbreiteten Nisthilfen für Hohlraumnister sind, selbst wenn sie fehlerfrei gebaut wurden, nur für eine kleine Zielgruppe unter den Solitären Wildbienen geeignet, von denen die meisten Arten noch nicht einmal besonders selten sind.Zum Gucken, Fotografieren und zum Wecken von Interesse bei Kindern und Laien sind diese Nisthilfen wunderbar geeignet! Und wer weiß… in Kombination mit Naturgärten oder zumindest wilden Bereichen im Garten mit Lehmhaufen und Totholzecken sind Nisthilfen ja vielleicht doch auch ein kleiner Beitrag zur Arterhaltung.

Fehler

Besonders in gekauften, aber auch in sich diese unwissend zum Vorbild nehmenden, selbstgebauten Nisthilfen lauern viele Gefahren. Leider kommt es nicht nur vor, dass für Wildbienen uninteressante Materialien verwendet werden. Auch regelrecht lebensgefährliche Konstruktionen werden den Tieren als Falle aufgestellt.

  • Tannenzapfen: keine Relevanz für Wildbienen. Gerüchten zufolge soll sich schon mal eine Spinne ins Tannenzapfenfach verirrt haben!
  • Hohlziegel: keine Relevanz für Wildbienen. Die Löcher sind viel zu groß – größer als 10mm Ø sind für keine hohlraumnistende Art sinnvoll. Selbst falls eine einzöge, verschwendete sie unnötige Lebenszeit mit dem übermäßigen Eintrag von Füllmaterial.
  • Überstehende Fasern: Kritisch für Wildbienen. Röhren und Bohrungen mit überstehenden Fasern, häufig bedingt durch unsauberes Sägen und Bohren, werden oft gemieden. Wenn es eine Biene dennoch versucht, riskiert sie, ihre zarten Flügel daran zu verletzen
  • Bohrungen ins Stirnholz: Wenn orthogonal in die sichtbaren Jahresringe, insbesondere unaufgetrennter Stämme, gebohrt wird, begünstigt dies die Rissbildung. Kittfreudigere Wildbienenarten werden diese Röhren teilweise trotzdem besiedeln. Da Risse jedoch arbeiten, ist das Risiko des Eindringens von Feuchtigkeit, Parasiten und Fressfeinden jedoch erhöht. Auch wenn Regen auf die in der Nisthilfe nach vorne gerichteten Faserenden gelangt, übernehmen diese ihre ursprüngliche Aufgabe und transportieren Feuchtigkeit in das Holz, wodurch eine Verpilzung der Brut gefördert wird. Durch Risse wird Parasiten Tor und Angel geöffnet.
  • Weichhölzer: neigen witterungsabhängig zur Faserbildung (→Überstehende Fasern). Die meisten Weichhölzer enthalten zudem einen hohen Harzanteil, was ebenfalls Risiken birgt.
  • Feuchtigkeit: Die meisten Materialien müssen gut vor Regen und Feuchtigkeit geschützt werden, um Schimmel- und Rissbildung bzw. einemVerpilzen der Brut vorzubeugen. Auch eine mögliche Restfeuchte der verwendeten Materialen sollte bedacht werden – Hartholz braucht, je nach Dicke, viele Monate zur Trocknung. Auf die Stirnholzseiten eines Holzstückes darf kein Regen gelangen (konstruktiver Holzschutz).
  • Insektenhotel ≠ Wildbienenhotel: Ein Insektenhotel und ein Wildbienenhotel sind zwei Paar Schuhe. Unabhängig davon, dass auch die meisten angebotenen Insektenhotels enorme Mängel aufweisen, ist es nicht sinnvoll, den Löwen zusammen mit den Gazellen zu halten. Ohrenkneifer & Co haben nichts in Wildbienennähe zu suchen.
  • Größenwahn: Sicher macht sich eine aufwändig errichtete 2m breite Wand mit Fächern unterschiedlichster Füllungen oder eine aufgestapelte Palettenburg super in den sozialen Medien – weniger wäre hier jedoch oft mehr. Mit mehreren kleineren, verteilt aufgestellten Nisthilfen lässt sich eine tendenziell natürlichere Verteilung der Nistgelegenheiten realisieren und man kann mindestens genauso viel beobachten. Zwar gibt es auch in der Natur gibt viele Wildbienenarten, die dicht an dicht in Aggregationen oder in Kolonien nisten, die übliche Dichte in einer Nisthilfe wird jedoch im natürlichen Lebensraum der Arten, die diese annehmen, nicht erreicht. Auch sollte das Nahrungsangebot im geringen Flugradius der meisten Wildbienenarten zur Nisthilfe in Relation stehen.

Manche dieser Aspekte kommen sicherlich auch außerhalb einer Nisthilfe in der Natur vor. Weshalb wir versuchen, potenziell gefährdende Bedingungen zu vermeiden, liegt jedoch auf der Hand: wir wollen doch etwas beobachten! Eine zu 10% besetzte Nisthilfe, bei der die Röhrchen sich im Folgejahr nicht öffnen und gesunde Wildbienen in die Freiheit entlassen, macht langfristig keinen Spaß – es gibt nichts zu gucken oder zu fotografieren. Und davon mal ganz abgesehen – wenn wir den Tieren schon eine künstliche Nisthilfe anbieten, tragen wir dann nicht auch eine Verantwortung dafür, dass diese ihnen nicht durch vermeidbare Fehler zur Falle wird?

PS: Es ist super, wenn jeder für seine eigene Nisthilfe das Optimum herausholen möchte! Obige Stichpunkte sind jedoch weder die zehn Gebote, schließlich sind hier nur acht, noch müssen Nisthilfen, die nicht jedem Punkt entsprechen, direkt als Feuerholz herhalten. Nisthilfen sind keine Religion, auch wenn hitzige Debatten in Fachgruppen teilweise den Anschein erwecken.

Osmia bicornis stark befallen durch Chaetodactylusosmia. Diese Milben haben in Nisthilfen einen ungeheuren Verbreitungsvorteil

Nisthilfe für in hohlen Röhren nistende Arten

Für diese Arten lassen sich einfach gesagt auf zwei Weisen Nisthilfen erstellen. Entweder man nimmt etwas mit Loch und stellt es ihnen zur Verfügung oder man nimmt es ohne Loch und sorgt für Löcher.Was einfach klingt ist manchmal gar nicht so leicht.Ungeachtet des Materials sind folgende Punkte zu beachten:

  • glatte Kanten: Es dürfen weder am Eingang noch innerhalb der Röhre Fasern des Materials oder scharfkantige Überstände vorhanden sein. Scharfe Sägen, Bohrer und ggf. Schleifmittel sind unabdingbar.
  • Diffusionsoffenheit: Weder Materialien, die Feuchtigkeit anziehen, noch welche die luftdicht abschließen sind geeignet.
  • Feuchtigkeitsschutz: Die beste Diffusionsoffenheit bringt nichts, wenn Regen oder Feuchtigkeit aus dem Untergrund in die Nisthilfe gelangen. Ein für schräg fallenden Regen ausreichendes Vordach und Abstand zum Boden sind unumgänglich.
  • lückenlos: Ritzen, Schlitze oder Knicke ermöglichen das Eindringen von Parasiten und Fressfeinden. Es sollte nur rissfreies unbeschädigtes Material Verwendung finden.
  • eine Öffnung:Alles hat zwei Enden nur die Niströhre eins… Sämtliche Röhren sollten nur an einem Ende offen sein. Erreichen lässt sich dies entweder durch sehr enges Anlegen an eine Rückwand, einseitiges Zukitten mit z.B. Lehm, eine kontrollierte Bohrtiefe oder taktisches Sägen in Bezug auf die Sprossknoten. Auch die Kreuzung mehrerer Gänge im Inneren einer Niströhre sollte vermieden werden. Sollen gleich mehrere Röhren nebeneinander platzierte werden, bietet es sich an, die Röhren hinten in der Nisthilfe in eine Gipsmasse zu drücken. So sind sie hinten abgedichtet und gegen ein Herausziehen durch Fressfeinde gesichert.
  • Durchmesser:Durchmesser von 2-9mm haben sich bewährt. Größere Durchmesser werden zwar gelegentlich angenommen, werden jedoch von keiner Art benötigt und bedingen, falls diese angenommen werden, einen enormen Mehraufwand für die Tiere.
  • Tiefe: die Tiefe der angebotenen Röhren spielt bei der Geschlechterverteilung der darin entstehenden Tiere teilweise eine Rolle. Da die vordersten Brutkammern immer mit unbefruchteten Eiern belegt werden, aus denen Männchen schlüpfen, entfallen die weiblichen bei zu kurzen Nistgelegenheiten ganz. Auch in der Natur werden kurze Nistgänge belegt. Dies mag dort auch einen vorteilhaft ablenkenden Einfluss auf Fressfeinde haben, bei unseren vergleichsweise sicheren Nisthilfen sollten zugunsten einer sinnvollen Geschlechterverteilung aber ruhig tiefere Gänge angeboten werden. Je nachdem, wen man fragt, werden Tiefen zwischen 10cm und 13cm für Röhren größeren Durchmessers als optimal betrachtet.
  • Schutz: Um auch vor Fressfeinden, wie Meisen und Spechten, einen ausreichenden Schutz zu erlangen, kann man Gitter mit ein paar Zentimetern Abstand über die Nisthilfe spannen. Spätestens wenn man einige Meter weiter die Vögel füttert, mag einem aufgehen, dass dies einer gewissen Ironie nicht entbehrt. Als Kompromiss kann man auch nur einen Teil der Nisthilfen sichern, um einem möglichen Totalausfall vorzubeugen.

Pflanzenstängel

Bambus, Schilf und andere hohle und halbwegs stabile Pflanzenstängel eignen sich sehr gut, um Nistgelegenheiten anzubieten. Unerwünschtes Mark kann hier vom Menschen ggf. entfernt werden. Hier ist eine natürliche Atmungsaktivität des Materials gegeben. Allerdings neigen diese Halme auch eher zur Verwitterung und müssen daher häufiger als andere Nisthilfen erneuert werden.

Hartholz

Bohrungen in Weichholz sollten vermieden werden. Schonend getrocknetes Hartholz hingegen ist eine sehr gute Grundlage für eine Nisthilfe. Auch hier müssen Bohrungen ins Stirnholz vermieden werden. Die Bohrung verläuft quer zur Faserrichtung.

Pappröhren

Zwar ist dies keine rein natürliches Material, jedoch hat es sich in der Praxis bewährt. Online lassen sich Pappröhren unterschiedlicher Durchmesser in angemessenen Längen und Mengen zu günstigen Preisen bestellen. Wenn sie erstmal den Neugeruch verloren haben, ist die Besiedlungs- und Schlupfrate hoch! Bei witterungsgeschützter, trockener Aufhängung können die Röhren viele Jahre halten. In feuchteren Regionen oder bei ungünstiger Aufhängung wurde jedoch häufiger eine Verpilzung der Brut beobachtet.

Ton

Es ist eine Wissenschaft für sich, doch aus gebranntem Ton lassen sich nahezu unbegrenzt haltbare Nisthilfen herstellen. Wichtig ist, den Ton nur zu schrühen, damit er porös bleibt und nicht verglast. Ungebrannter Ton ist zu feucht und ließe die Brut verpilzen.

Holzbeton

Das Preis-/Leistungsverhältnis für Nisthilfen hat sich bislang nicht bewährt. Hartholz wird vergleichsweise besser besiedelt und Ton ist bei ähnlichem Preis langlebiger. Grundsätzlich können aus Holzbeton jedoch funktionale Nisthilfen hergestellt werden

Nisthilfe für erdnistende Arten

Es mag die optisch am wenigsten ansprechende Variante sein, um Wildbienen einen Lebensraum zu bieten, jedoch sind die meisten Arten tatsächlich genau darauf angewiesen. Mit Stängeln und Röhren können bodennistende Arten nichts anfangen.

Sofern man magere, sandige und karg bewachsene Stellen im Garten hat, sind bereits perfekte Voraussetzungen geschaffen. Solche Flächen werden von ganz allein bezogen und bieten, sofern sie nicht übermäßig bearbeitet werden, die ganze warme Jahreszeit lang viel zu gucken.

Fehlen solche Stellen im Garten, lässt sich durch Abtragen der nährstoffreichen Oberschicht und Aufbringen magerer Substrate wie ungewaschenem Sand oder Lehmgemischen Abhilfe schaffen. Solche mageren Böden sind zudem bestens geeignet für viele heimische Stauden

Auch bei der Verlegung von Pflastersteinen lassen sich, wenn man nicht ganz darauf verzichten kann, durch breite Fugen Anreize schaffen.

Stundenlang kann man auf Knien durchs Gestrüpp robben und mit der Kamera im Anschlag Löcher im Visier behalten, in die man ganz sicher eben gerade noch aus dem Augenwinkel eine Wildbiene hat reinkrabbeln sehen… oder? Insbesondere, wenn man zusätzlich das Glück hat, dass die Nachbarn ebenso fasziniert vor ihren eigenen Löchern hocken, braucht man sich da auch kaum albern vorzukommen. Hat man das Glück nicht, was schadet es denn noch zusätzlich zum verwilderten, wildbienenfreundlichen Garten auch noch für ein bisschen wunderlich gehalten zu werden.

Furchenbiene gräbt in einer Fuge

Nisthilfe für in markhaltigen Stängeln nistende Arten

Zwar können bei markhaltigen Stängeln weniger Verarbeitungsfehler entstehen, einige Aspekte gilt es einer erfolgreichen Besiedlung zuliebe dennoch zu beachten.

  • glatte Kanten:Es dürfen am zukünftigen Eingang der Stängel keine Fasern oder scharfkantige Überstände vorhanden sein. Scharfes Schneiden/Sägen ist unabdingbar
  • Durchmesser: Was die Natur so hergibt. Brombeere, Himbeere, Nacht- und Königskerzen und Herzgespanngeben hier den Ton an.
  • zwei Öffnungen:Potenziell kann bei markhaltigen Stängeln eine beidseitige Besiedlung vorkommen. Beide Seiten sollten also entsprechend verarbeitet sein.
  • unbeschädigt:Die Verwendung bereits gerissener oder offensichtlich beschädigter Stängel verbietet sich von selbst
  • einzeln:Markhaltige Pflanzenstängel entsprechen besonders einzelnstehend dem Suchraster der jeweiligen Arten. Gebündelte Stängel werden oft nicht beachtet
  • vertikal:Aufrecht angebundene Stängel werden sehr leicht besiedelt – Fragen zu diesem Trend bitte den Wildbienen persönlich stellen.
  • trocken:Tote Pflanzenstängel neigen dazu, frühzeitiger der Verwitterung zu erliegen. Dem lässt sich insbesondere durch eine möglichst trockene Positionierung entgegenwirken. Ein leicht regengeschützter Aufhängungsort ist von Vorteil. In die Erde sollten die Stängel keinesfalls gesteckt werden.

Nisthilfe für in Totholz nistende Arten

Dem Insektenfreund ist sicher längst bekannt, welch reges Treiben in Totholz herrschen kann – entsprechend darf es in keinem naturnahen Garten fehlen. Mit Totholz gezielte Anreize für Wildbienen zu schaffen, ist schon schwieriger.

Ganze Stämme und Wurzeln abgestorbener Bäume lassen sich dekorativ in einen Garten einarbeiten! Besonders wenn sich auch darunter eine tiefere mit Holzspänen, Laub und Ästen befüllte Grube befindet, werden sich schnell passende Organismen ansiedeln.Auch wenn tote Bäume aufgrund von statischen Bedenken gefällt werden sollen,  kann einfach so viel wie möglich davon stehengelassen werden. Mit zunehmendem Alter wird dieser tote Stamm ein Quell des Lebens werden und Wohnraum und Baumaterial für diverse Tiere bieten.

Für den Fortgeschrittenen lassen sich Hölzer auch zusätzlich bearbeiten, sodass sie für unsere hautflügligen Freunde umso attraktiver werden. Hierzu ist ein Impfen des Totholzes mit dem Myzel weißfäuleerzeugender Pilze, wie beispielsweise dem Austernseitling, notwendig. Auch für die jeweils dafür notwendigen Bedingungen muss dann gesorgt werden. Hier ist es definitiv einfacher, der Natur diese Aufgabe zu überlassen.

Totholz

Futterquellen

Irgendwo muss der Sprit ja herkommen. Ähnlich knapp wie das Nistplatzangebot ist für die viele Arten das Angebot an Pflanzen, die den entsprechenden Nektar und Pollen bereitstellen. Da viele Wildbienenarten auf bestimmte Pflanzengattungen und -Arten spezialisiert sind, lohnt es sich hier kategorisch auf heimische Pflanzen zu setzen.Den Klimawandel im Blick behaltend, kann eine südeuropäische Tendenz bei der Pflanzenwahl jedoch auch diskutabel sein.

Wildbiene in Wegwartenblüte

Heimische Pflanzen

Neophyten, gefüllte Blüten, Hybride… was kann man denn überhaupt noch bedenkenlos auf den Garten loslassen? Es gibt unzählige Pflanzen, mit denen wir den heimischen Nektarmäulchen unter den Wildbienen einen Gefallen erweisen können. Wie schon zuvor erwähnt sind einige Wildbienen, den Pollen betreffend, ganz konkret auf bestimmte Pflanzenarten oder -Gattungen spezialisiert. Solchen Pflanzen ist im Rahmen des Artenschutzes natürlich der Vorrang zu gewähren, da daran nicht nur spezialisierte, sondern in der Regel auch die generalistische Arten Futter finden. Ganz gezielt solche Pflanzen in seinen Garten zu holen ist nicht immer einfach. Welche der über 500 Wildbienenarten ist oligolektisch? Welche Pflanzen bevorzugen sie und kommen Tier und Pflanze in meiner Region überhaupt ganz natürlich vor? Nachschlagewerke und Wildbienenbibeln, die in Kilogramm, statt Seitenzahl bemessen werden sollten,wie zum Beispiel „Die Wildbienen Deutschlands“ von Paul Westrich, können einige dieser Fragen klären – doch wer macht sich schon die Mühe? Wenn auch nicht so präzise, aber deutlich einfacher kommt man zum Ziel, indem man online zugängliche Listen oligolektischer Wildbienenarten und derer Pflanzenarten/-Gattungen mit den Roten Listen der einzelnen Bundesländer abgleicht. In der Überschneidung finden sich schnell passende Kandidaten für den Garten, die Mensch, Auge und Wildbiene erfreuen.

ROTE LISTEN des Bundeslandes Schleswig-Holstein

schleswig-holstein.de – Artenschutz – Rote Listen

Oligolektische Bienenarten

Oligolektische Bienenarten Deutschlands (wildbienen.info)

Invasive Neophyten

Kaum etwas spaltet Gartenforen so sehr wie das Thema der invasiven Neophyten.

Erstmal vorweg – was sind Neophyten überhaupt? Als Neophyten werden alle Pflanzen bezeichnet, die nach 1492, dem Jahr der Wiederentdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, in eine Region gelangt sind, in der sie vorher nicht heimisch waren. Dies sagt weder etwas darüber aus, ob diese Pflanzen aus Amerika stammen, noch ob sie durch das direkte oder indirekte Zutun des Menschen dahin gekommen sind, wo sie jetzt sind. Auf sehr viele der Neophyten trifft allerdings genau dies zu.

Und was sind invasive Neophyten? Ganz klar die Pflanzen unter den obengenannten, die sich in ihrer neuen Heimat derart schnell oder flächendeckend ausbreiten, dass sie einen nennenswerten Einfluss auf die regionale Pflanzenvielfalt haben.

Nun gibt es auch die Gegenstimmen, die darauf hinweisen, unsere Pflanzenwelt habe sich doch seit jeher gewandelt und auch vor Columbus sind Pflanzen auf dem einen oder anderen Weg an neue Orte gelangt.

Ja, der Wandel der Flora ist und war stets als natürlich anzusehen und über Jahrhunderte hat sich die Fauna inkl. Insektenwelt jeder Änderung angepasst. Grob seit jedoch Columbus Amerika wiederentdeckte, geschah dieser teilweise absichtlich menschgemachte Wandel zunehmend in einer Geschwindigkeit, mit welcher die Vielfalt unserer Fauna nicht mehr Schritt halten konnte. Doch es gab und gibt einige Bestäuberarten, die auch mit aus dem Nichts erschienenen Blühpflanzen zurechtkamen – beispielsweise die seit Jahrtausenden halbdomestizierte Honigbiene, für die viele Blühpflanzen gezielt angesiedelt wurden, und einige andere Generalisten, wie die Dunkle Erdhummel. Vor 500 Jahren fanden sich sicherlich trotz eingewanderten Pflanzen überall noch genügend Vorkommen ursprünglich heimischer Pflanzen, sodass auch spezialisierte Bestäuber, sich ihre Refugien aufrechterhalten konnten. In den letzten hundert Jahren hat jedoch die Verdrängung sämtlicher wilder Ecken durch den Menschen derartige Ausmaße erreicht, dass zwischen all den künstlich angesiedelten Pflanzen nur noch wenig Raum bleibt, in dem die heimischen Kräuter nebst spezialisierten Bestäubern leben könnten. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass die meisten Arten nicht nur auf spezielle Blühpflanzen, sondern auch auf besondere Habitate angewiesen sind, in denen sie ihre artspezifischen Nistplätze und Baumaterial finden. Obendrein alle drei Faktoren in Flugreichweite zu finden, wird immer schwieriger. Mit wilden Ecken, auch in Gärten, lässt sich dem Missstand teilweise entgegenwirken. Wenn jedoch die wilden Ecken in Gärten flächendeckend von Sommerflieder und indischem Springkraut besetzt sind, wird selbst dieser potenzielle Rettungsring nutzlos und man sieht wieder nur generalisierte Falter, Honigbienen und Erdhummeln, anstelle oligolektischer Bestäuberarten, wie z.B. dutzenden Seidenbienenarten – die Biodiversität strebt gegen null.

Gedankenexperiment:

Einige werden nun behaupten, auch diesen Fall wird die Natur meistern – zurecht! Die tausenden seltenen spezialisierten Insektenarten werden noch etwas weiter zurückgehen, nur noch sehr regional auffindbar sein, oder komplett aus der Sichtungsliste verschwinden. Imker und ihre inzwischen vom Menschen abhängigen Honigbienen werden wichtigerdenn je und zusammen mit der Dunklen Erdhummel, zunehmend als Zuchtvolk aus der Türkei importiert (bitte nicht nachmachen), werden diese die für den Menschen wichtigsten Bestäuberleistungen schon irgendwie erbringen. Für besondere Fälle gibt es ja schließlich immer noch KI-gesteuerte Drohnen.

An diesem Punkt gibt es zwei Möglichkeiten – die Menschheit kommt langsam aber sicher wieder auf einen grünen Zweig und schafft es, das zum Überleben notwendige Maß an Natur wiederherzustellen oder die Menschheit schafft sich langsam aber sicher ab.

In ersterem Fall, dem Überleben der Menschheit – nebenbei bemerkt das Szenario, das sich die meisten Menschen wohl für ihre Kindeskinder wünschen – stehen wir dann an dem Punkt, bereits eine Menge seltener Arten verloren zu haben. Und zwar nicht nur Insektenarten. Die Insekten, insbesondere spezialisierte Arten, stehen mit ihren Futterpflanzen in einer Wechselbeziehung. So hat beispielsweise Dave Goulson durch Beobachtungen in Tasmanien und Neuseeland aufzeigen können, wie allein der Beflug durch die Honigbiene die Flora und Fauna dort veränderte. Auch die Einführung der Erdhummeln brachte dort immense Veränderungen mit sich.

In zweitgenanntem Fall, um den Faden wieder aufzugreifen, geht die Menschheit in der heutigen Form zugrunde und in diesem Fall wird auch die Natur sich wieder ihren Weg bahnen. Die Geschwindigkeit der Veränderungen geht auf ein evolutionär einholbares Maß zurück, einige verschollen geglaubte Arten kehren sogar aus ihren Winkeln zurück und über Jahrtausende entstehen wieder neue Arten, die auch an die ehemals vom Menschen verbreiteten Pflanzen angepasst sein werden. Ende gut, alles gut?

Für Anhänger des Szenarios, in dem der Mensch sich seine Daseinsberechtigung und -Fähigkeit zurückerlangt, sollte klargeworden sein, warum es sinnvoll ist, den menschgemachten Wandel in der Pflanzenwelt zumindest so zu verlangsamen, dass auch spezialisierte Tierarten, diesem vielleicht irgendwann folgen können. Dazu gehört auch, sich besonders schnell ausbreitende gebietsfremde Arten (ebenjene „invasive Neophyten“) aus großen Teilen naturnaher Gebiete herauszuhalten.

Soll ich jetzt alle Neophyten aus meinem Garten verbannen? Neophyten allgemein sind aus unseren Gärten kaum noch wegzudenken. Viele Neophyten finden auch für ihren Nektar und Pollen dankbare Abnehmer bei den „Allesfressern“. Der jahrelang gepflegte Japanische Spierstrauch oder die Magnolie, die der Opa einst gepflanzt hat, müssen nun keineswegs verteufelt und verbrannt werden. Bei den invasiven(!) Neophyten sieht es schon anders aus, Es ist kaum möglich, die Verbreitung der invasiven Arten über die Gartengrenze hinaus zu verhindern. Die Samen des Sommerflieders werden zum Beispiel von Vögeln verbreitet und das Drüsige Springkraut hat seine ganz eigene, weitreichende Verbreitungsmethode. Absolute Lieblingsstücke kann man sich von diesen natürlich trotzdem erhalten, sollte dann aber auch der Verantwortung dem heimischen Ökosystem gegenüber gerecht werden und die Blüte nach ihrem Höhepunkt ausbrechen, sodass keine Samen gebildet werden können. Auch Wurzelsperren helfen bei einigen Arten, die Ausbreitung zu verhindern.

Mehr Schein als Sein

Ob die Griechen in den Mythosversionen über den Jüngling Narziss, in denen er sich letztendlich in eine gelbe Blume verwandelt, bereits an die optisch ansprechenden, in ihrer Wertigkeit für andere Lebewesen hingegen einschränkten Blüten dachten, an denen sich der Mensch bereits seit jener Zeit in ignoranter Art und Weise erfreut? Passend wäre es wohl…

Gefüllte Blüten: Zufällig fiel sicher irgendwann irgendjemandem eine der sterilen Schönheiten, die durch genetisches Lotto zeitweilig in der Natur auftreten, in die Hände. Staubblätter zu nutzlos schmuckvollen Blättern umgewandelt wären solch seltene Pflanzen in der Natur zu einem hübschen, doch glücklicherweise Nachkommenlosen Leben verurteilt. Erst durch den Menschen wurden solche Pflanzen künstlich vermehrt und zu Zierdezwecken unterschiedliche Varianten daraus hervorgezüchtet. Die den Bestäubern von den Pflanzen ursprünglich als Bestechung dargebotenen Nektar- und Pollen-Angebote verschwanden bei solchen Pflanzen zugunsten der Optik. In einer Zeit der wilden Wiesen und Wälder machte sich vermutlich kein einziger Mensch und vielleicht nicht mal eine Biene je Gedanken über mögliche Auswirkungen in mehreren tausend Jahren – wozu auch, bei der Fülle an Alternativen.

In der heutigen Zeit gibt es kaum noch wilde Wiesen oder unberührte, unbewirtschafteteWälder. Die Bereiche für blühende Pflanzen in Gärten sind auf ein Minimum beschränkt und die wenigen zu besetzenden freien Plätze, werden sowohl im privaten, als auch im öffentlichen Bereich tendenziell mit der möglichst hübschesten Variante der angedachten Pflanze besetzt, die leider für viele Menschen geprägt ist durch füllige, langhaltende Blüten. Während Insekten früher vielleicht kurz den Kopf schüttelten, wenn sie einmal im Leben eine solche Blüte vorfanden und sich unversehens wenige Meter weiter an einer anderen ihnen schmeckenden Pflanze labten oder den von ihrem Nachwuchs bevorzugten Pollen ernteten, artet ihre Suche nach passenden Blüten heutzutage zum Spießrutenlauf aus – wertlose gefüllte Blüten sind überall.

Gefüllte Blüten haben in einem insektenfreundlichen Garten nichts zu suchen. Doch ebenso wie für Neophyten gilt natürlich auch hier, dass man nicht unbedingt das Lieblingsstück – vielleicht die 50 Jahre alte Rose, die schon die Großmutter gehegt und gepflegt hat, abholzen muss, solange man den Garten ansonsten randvoll mit heimischen Gewächsen gefüllt hat. Neuen Pflanzen mit diesem Manko sollte jedoch der Zutritt verweigert werden und vorhandene, können nach und nachdurch die heimische Wildform ersetzt werden.

Wilde Ecken

Ein Hoch auf wilde Ecken!

In jeden insektenfreundlichen naturnahen Garten gehört neben den vielen meist bewusst angepflanzten heimischen Stauden auch eine wilde Ecke (oder vier ). Abgesehen vielleicht vom Entfernen sich möglicherweise ansiedelnder invasiver Neophyten sollte hier nach Möglichkeit nicht eingegriffen werden. Bereits innerhalb weniger Jahre wird sich hier, je nach Bodenbeschaffenheit, ein Dickicht von Pflanzen einstellen. Abgestorbene und tote Pflanzen bilden eine luftige Deckschicht. Durch diese hindurch und auf ihr drauf werden neue Pflanzen wachsen. Dieser hohlraumartige Zwischenraum kann ein Paradies für Kleinsäuger und Insekten sein. Im Winter bildet diese Vegetationsschicht sogar einen molligen Schutz vor Schnee. Auch Bereiche mit seltener Mahd bieten einen großen Mehrwert. Hier wird ein bis drei Mal im Jahr gemäht und das Mahdgut abgetragen. Der so langsam abmagernde Boden lässt mit der Zeit zunehmend eine größere Artenvielfalt zu.

Hummeln

Zu den sozialen Wildbienen gehören auch die Hummeln. Insgesamt 48 Hummelarten sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt. Auch wenn diese Gattung bereits in den anderen Kapiteln erwähnt wird, findet sich genug Information für ein eigenes.

Bombus terrestris – Kopulation

Lebenszyklus

Eine Hummelkönigin beginnt ihr Leben meist im Spätsommer¹. Wenige Wochen lang wird sie kleinere Ausflüge unternehmen, selbst ein wenig Nektar für den Eigenbedarf sammeln und sich nebenbei noch von Arbeiterinnen ihrer Mutter umsorgen lassen. Nach dem Jungfernflug, auf dem sich die Jungkönigin von mindestens einem Drohn ihrer Art begatten lässt, wird sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier machen. Mit dem Schlupf der Geschlechtstiere beginnt das natürliche Ende des Nestes. Es werden keine weiteren Arbeiterinnen herangezogen und die Altkönigin und die ohnehin nur drei bis vier Wochen lebenden Arbeiterinnen sterben nach und nach. Spätestens im Herbst, meist sogar schon viel früher, haben sich die meisten Jungköniginnen nun in durchlässigem Boden verbuddelt und warten auf den Frühling. Besonders warme Tage verleiten sie gelegentlich dazu, nochmal einen Ausflug zu unternehmen, um ihren Kropf mit Nektar zu füllen.

Je nach Art beginnt das Hummeljahr im Frühjahr¹ – oft schon ab Anfang März. In der ersten Zeit werden sich die Hummelköniginnen hauptsächlich an Weidenblüten und erwachenden Geophyten laben und sich dann zunehmend und sichtbar auf die Suche nach geeigneten Nistplätzen begeben. Die Flugweise einer suchenden Hummelkönigin ist unverkennbar. Jede Stelle, die auch nur ansatzweise Ritzen oder Löcher aufweisen könnte, wird aufgesucht. Findet die Hummel beispielsweise ein Mauseloch, krabbelt sie unversehens hinein und inspiziert die potenzielle Wohnung. Gefällt sie ihr, wird sie beim Abflug einen Orientierungsflug vollziehen, bei dem sie erst sich dem Loch zuwendend schwankend hin und herfliegt, sich dann jedoch in größer werdenden Kreisen entfernt. Nicht immer wird sie dann dort auch ein Nest gründen, dieser Nistplatz wird aber definitiv in ihre engere Auswahl kommen.

Auch späte Kälteeinbrüche und Schnee sind für die Plüschbälle kaum ein Problem, was jedoch nur teilweise ihrer Behaarung zuzuschreiben ist. Hummeln sind in der Lage, ihre Flügelmuskulatur auszukoppeln und sich quasi im Leerlauf brummend auf Betriebstemperatur zu bringen. Dies erfordert eine Menge Energie, ermöglicht es ihnen aber, deutlich vor solitären Wildbienen und viele Wochen bevor Honigbienen auch nur an ihren ersten Reinigungsflug denken, aktiv zu sein. Hummeln leisten auf diese Weise wichtige Bestäubungsarbeit an frühblühenden Pflanzen sowie auch an einigen Obstbäumen.

Wenn die Königin sich letztlich für eine Nistmöglichkeit entschieden hat, beginnt der anstrengendste Teil – Eier legen, Wachstönnchen bauen, Nektar und Pollen sammeln und vor allem die Eier und Larven auf Temperatur halten. Trotz zeitweiligen Minusgraden muss die Königin im Nest dauerhaft für über 30°C sorgen. Das erfordert Unmengen an Energie, die sie zwar in geringem Maße in Form von Nektar in den Wachstönnchen zwischenlagert, jedoch erst einmal mühselig eintragen muss. Dieser Vorrat ist bei Hummeln nicht besonders groß und reicht meist nur aus, um Nächte und wenige Tage unwirtlichen Wetters überdauern zu können.

Frühestens nach zwei Wochen, in denen die künftigen Arbeiterinnen mehrere Larven- und ein Puppenstadium durchlaufen, schlüpfen die kleinen. Die erste Generation im Jahr ist erfahrungsgemäß besonders klein. Nach einigen Tagen im Nest beginnen sie, die Königin bei ihrer Arbeit zu unterstützen und fliegen kurz darauf mit aus. Die ersten Ausflüge junger Arbeiterinnen sind ebenfalls deutlich durch vorangehende Orientierungsflüge erkennbar. Erst wenn etwa Mitte Mai¹ eine ausreichende Anzahl Arbeiterinnen vorhanden ist, stellt die Königin, eigene Ausflüge aus dem Nest ein und kümmert sich ausschließlich um die Aufzucht der Nachkommen. Das Tageslicht wird sie in vielen Fällen nicht mehr erblicken.

Bereits von der Nestgründung an haben Königinnen häufig mit Ursurpationsversuchen anderer Königinnen zu kämpfen, die sich entweder den gleichen Nistplatz auserkoren haben oder spät dran sind bzw. ihr Nest verloren haben. Auch eine Okkupation durch die jeweils zur Hummelart passenden sozialparasitischen Arten (Kuckuckshummeln) ist jederzeit möglich.

Konnte sich die Königin gegen alle Widrigkeiten durchsetzen, wurde also begattet, hat den Winter überlebt, wurde auf keinem ihrer Versorgungsflüge durch einen Vogel oder ein Auto erwischt, konnte sich auch gegen Witterung, Usurpatorinnen, Okkupantinnen und andere Fressfeinde behaupten, wird die Königin im Juni¹ beginnen, Geschlechtstiere heranzuziehen. Mit dem Schlupf dieser Tiere beginnt der beschriebene Zyklus von neuem.

Eine Ausnahme gilt hier nur für bivoltine Arten, wie die Gartenhummel. Diese Art vollbringt den beschriebenen Kreislauf bis zu zwei Mal in einem Jahr. Dafür bleiben ihre Nester allerdings vergleichsweise klein.

¹) artabhängig

Gefahren

Sowohl einzelne Hummeln als auch die Völker im Ganzen sind unzähligen Gefahren ausgesetzt. Manche sind natürlich, andere weniger.

Fressfeinde

Während Meisen und andere Vögel meist nur einzelnen Hummeln gefährlich werden, gönnen sich Vertreter der Familie der Marder auch gerne hin und wieder mal ein komplettes Nest. Sie scheuen keine Mühen, um an die schmackhaften Proteinsnacks zu gelangen – es wird gegraben geklettert und Stiche in Kauf genommen.

Unsichtbare Feinde

Die Liste unsichtbarer Feine ist lang. Bestimmte Pilze, Bakterien und Viren können den Völkern enorm zusetzen. Unter anderem deswegen ist von einer offenen Zuckerwasserfütterung dringend abzuraten. Auch einzelne Tiere dürfen keinesfalls mit Honig gepäppelt werden, da auch Krankheiten von der Honigbiene auf Hummeln übertragen werden können.

Milben

Die mit bloßem Auge sichtbaren Milben auf einer Hummel sind keine Parasiten! Die bei Honigbienen so gefürchtete Varroa-Milbe und auch die auf anderen Wildbienen sichtbaren Milben befallen Hummeln nicht. Insbesondere die auf Jungköniginnen in auffälliger Anzahl mitreisenden Milben sind in erster Linie daran interessiert, im Nest anfallende Abfälle zu vertilgen. Sie erfüllen im Nest eine wichtige Aufgabe und erhöhen bei einer überwinternden Jungkönigin statistisch sogar die Wahrscheinlichkeit, dass diese den Winter überlebt. Selbst nach menschlichem Maßstab enormer Besatz einer Hummel muss nicht durch den Menschen vermindert werden. Gegen die mit bloßem Auge nicht erkennbaren, aber für die Hummel schädlichen Tracheenmilben kann und braucht man als Mensch nichts machen.

Wachsmotten

Dies ist wohl der häufigste Feind eines Hummelvolkes. Wachsmotten finden Hummelnester anhand ihres Geruches und legen ihre Eier nestnah ab – ins Nest gelangen sie zumindest bei stärkeren, wachsamen Völkern nicht unbedingt. Die viel kleineren Larven sind nach dem Schlupf hingegen in der Lage, durch noch kleinere, unbewachte Ritzen zum Nest zu gelangen, in dem sie beginnen, sich von Kot, Wachstönncheninhalt und Hummelbrut zu ernähren. Während ihrer Ausbreitung im Nest hindern sie die Hummeln durch ein Gespinst daran, sich gegen diesen Eindringling zu wehren und stören das Nest in seiner Weiterentwicklung. Ein stärkerer Befall kann leicht das vorzeitige Aus für das Nest bedeuten.Erkennt man als Mensch einen Befall in einer künstlichen Nisthilfe, ist guter Rat teuer. Je nach Jahreszeit kann es sinnvoll sein, das Nest zu unterstützen. Ein befallenes Nest komplett wachmottenlarvenfrei zu bekommen ist fast unmöglich. Steht das Volk jedoch kurz vor dem Schlupf der Geschlechtstiere, kann ein Eingriff, dem Volk die Möglichkeit erhalten, sein Lebensziel zu erreichen. Das Herausnehmen des Nestes, komplette Reinigung des Innenraums und Absammeln der Larven vom Nest selbst ist ein schweißtreibender Vorgang – vor allem in der ratsamen Schutzkleidung. Auch eine Behandlung mit Bacillus thuringiensis kann eine zusätzlich eine geringe Linderung verschaffen. Da auch der Eingriff selbst Stress und umfangreiche Reparaturarbeiten für das Volk bedeutet, ist eine Behandlung immer abzuwägen und sollte mindestens von erfahrenen Menschen begleitet werden. Die Wachsmotte ist zwar gewiss nicht gefährdet oder selten, aber dennoch ein Teil der Natur.

Mensch

Der Mensch ist eine ernstzunehmende Gefahr für Hummeln. Von nicht zu verhindernden Rendezvous mit Windschutzscheiben und Nestzerstörungen nach Verwechslung mit anderen staatenbildenden Insekten oder beim Umgraben von Komposthaufen abgesehen, scheint es fast, als habe es der Mensch regelrecht darauf abgesehen, Hummeln zu schaden. Hummeln sind zwar allgemein etwas besser im Umgang mit dem Rückgang heimischer Pflanzen aufgestellt als manche andere Wildbiene, jedoch brauchen auch sie ein durchgehendes Nahrungsangebot und Lebensraum. Besonders letzteren weiß der Mensch in Gärten gekonnt zu verhindern. Wer will schon lauter Mäusenester, statisch gefährdete morsche Bäume mit Baumhöhlen und dicke Moospolster im Garten – dass jedoch durch deren Verhinderung auch Hummeln als regelmäßige Nachmieter ausfallen, ist für viele oft schon ein Glied in der Kausalkette zu weit gedacht. Manch ein Mensch erkennt diesen Mangel vielleicht sogar und kauft oder baut, anstatt einen Teil des Gartens verwildern zu lassen, aber lieber einen Nistkasten oder stellt gar einen Blumentopf falsch herum in die Hecke. Der größte Teil der angebotenen Nistkästen und Anleitungen weist jedoch derart viele Fehler auf, dass es diese selten zulassen, dass ein sich ansiedelndes Volk überhaupt am Ende seines Zyklus angelangt, um Jungköniginnen für das nächste Jahr hervorzubringen. Auch dass für Folientunnel zur Bestäubung Bombus terrestris-Völker aus der Türkei importiert werden, trägt nicht gerade zum Schutz der Hummeln bei. Von möglichen Krankheitsübertragungen abgesehen, wird dadurch obendrein der Genpool der heimischen Erdhummeln beeinflusst, da vornehmlich in der Türkei heimische Wildformen eingesetzt werden, deren Genpool sich von dem der Dunklen Erdhummel hierzulande unterscheidet. Beim wirtschaftlichen Nutzen gibt es zwar strenge Auflagen, die gekauften Völker rechtzeitig zu vernichten, aus falsch verstandener Tierliebe oder Unachtsamkeit werden diese jedoch regelmäßig ausgehebelt. Leider sind in den letzten Jahren auch vermehrt Hummelvölker an Privatpersonen verkauft worden. Auch wenn dies genaugenommen verboten ist, fallen leider viele Laien auf dieses vermeintlich attraktive Angebot herein.

Untersuchung eines abgestorbenen Hummelnestes – Symbolbild „Gefahr Mensch”

Umwelt

Regen, Überschwemmungen, lange Kälteeinbrüche und andere wetter- und witterungsbedingte Einflüsse können ebenfalls eine Gefahr für Hummelnester darstellen. Während natürliche Behausungen wie Mäuselöcher aufgrund ihrer Bauweise sogar vor Starkregen und kleineren Überschwemmungen Schutz bieten können, sind modernere Behausungen evolutionär noch nicht als unbrauchbar im Instinkt der Tiere verankert. Mauernischen, Abflüsse und ungünstig aufgestellte oder undurchdacht konstruierte Nisthilfen können hier natürliche Umweltgefahren künstlich verstärken. Sogar das Klima spielt für Hummeln eine entscheidende Rolle. Hummeln sind an vergleichsweise kühles Klima angepasst, sodass bereits eine Erwärmung um wenige Grad ausgereicht hat, um die Hummel im Verlauf der letzten einhundert Jahre aus einigen Regionen der Welt verschwinden zu lassen.

 

Nest im Garten

Wie auch die solitären Wildbienen sind Hummeln als soziale Wildbienen einzeln sehr friedfertig und kaum zum Stich zu überreden. Selbst in direkter Nestnähe wird der Mensch in der Regel konsequent ignoriert. Nur zwei der rund 30 in Deutschland stärker verbreiteten, nestbauenden Hummelarten neigen zu aktiverer Nestverteidigung. Bei Baum- und Erdhummeln lösen Erschütterungen des Nestes einen Alarm aus, in dessen Verlauf die Tiere in wenigen Metern Radius nach möglichen Feinden Ausschau halten. Wenn man ein paar Meter beiseite geht, lässt sich das Spektakel, das so schnell verschwindet, wie es gekommen ist, ganz nett beobachten. Auch wenn man sich in der Hoffnung auf tiefere Einblicke ins Flugloch bei Baumhummeln zu sehr in die Einflugschneise drängt, kann es bei dieser Art mal zu einer Abwehrreaktion kommen.

Sowohl bei einzelnen Hummeln fernab des Nestes als auch bei Wächtern im Bereich des Einflugloches lassen sich verschiedene Warn- und Eskalationsstufen ausmachen, bevor es tatsächlich zu Verteidigungsmaßnahmen kommt. Das oftmals belustigt als High-Five wahrgenommene Heben der Mitteltibia, des mittleren Beinpaares, ist zusammen mit dem lauter- und höher werdenden Summton das erste Anzeichen, dass sich eine Hummel bedroht fühlt. Insbesondere Wächter am Eingang eines Nestes werfen sich, kurz bevor sie mit einem Angriff rechnen, sogar in Rückenlage und richten ihr Hinterteil auf die erkannte Gefahr. So sähe sich der etwaige Angreifer, sollte er sich ihr weiter nähern, gleich als erstes mit ihrem Stachel konfrontiert. Auch hätte die Hummel auf diese Weise einen Widerstand im Rücken, der ihr hilft, den Stachel in das Gewebe oder den Panzer des Gegners zu drücken. Pheromone und die aufgeregtere Vibration ihres Summtons bleiben in Nestnähe nicht unbemerkt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt bekommen die Tiere im Nest hinter der Wächterin deren Nervosität mit und größere Nester verteidigungsfreudigerer Hummelarten beginnen nun manchmal schon, das Nest mit wenigen Tieren zu umschwirren und Scheinangriffe auf unübliche Zaungäste in unmittelbarer Nähe zum Einflugloch zu fliegen. Auch dass eine Hummel auf dem Störenfried landet und beißt – ja tatsächlich beißt und nicht sticht – kann in so einer Situation vorkommen. Wer sich entgegen jeglichen Instinktes jetzt nicht vom Nest entfernt, riskiert, tatsächlich angegriffen zu werden. Im Verlauf des Alarms werden mehr und mehr Tiere durch die steuernden Pheromone der Königin zur Verteidigung abgestellt, die durch Anfliegen des tatsächlichen oder vermeintlichen Feindes genügend Schwung mit sich bringen, auch Hautschichten zu durchstoßen, die sie im Sitzen nicht hätten durchdringen können. Anders als Honigbienen besitzen Hummeln keine Widerhaken am Stachel und sind daher in der Lage, mehrfach zu stechen. Um die Warnungen und Eskalationsstufen der Tiere bis zu einem solchen Alarm oder Stich auszureizen, gehört in der Regel schon einiges an Ignoranz, Pech oder unerhörter Neugier dazu. Während einzelne Tiere höchstens stechen, wenn man sie in die Hand nimmt, einquetscht, drauftritt oder sich draufsetzt, wird ein plötzlicher Nestalarm zumeist durch Vibrationen ausgelöst. Schlägt man beispielsweise unweit des Nestes einen Pfosten in die Erde oder bewegt das Nest beim Umgraben eines Komposthaufens, versuchen die Tiere unmittelbar, die Gefahr abzuwenden. Der Stich einer Hummel ist üblicherweise nur relativ kurz schmerzhaft. Größere Schwellungen oder gar Allergien bleiben in der Regel aus.

Ein Zusammenleben ist mit Hummeln, unabhängig von der Art, fast immer möglich. Wenn man erstmal weiß, wo die Tiere nisten, kann man sich sehr leicht darauf einstellen. Auch Kinder sind den Plüschbällen gegenüber zumeist sehr aufgeschlossen und haben erfahrungsgemäß weniger Probleme damit, den Tieren zuliebe einen winzigen Bereich im Garten zu meiden, als viele Eltern ihnen zugestehen würden. Wie alle Wildbienen sind Hummeln nach §44 BNatSchG besonders geschützt. Eine Vernichtung der Nester ist damit verboten und auch eine Umsiedlung erfordert eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde und wird nur durch fachkundiges Personal durchgeführt. Sollte eine Umsiedlung in seltenen Fällen doch unabdingbar erscheinen, können Wespen- und Hornissenberater, die das Prozedere auch bei Hornissen gelegentlich vollziehen, bei der Genehmigung und Umsiedlung zur Seite stehen– in unserem Verein stehen zwei Berater zur Verfügung. Auch die Versetzung eines Volkes innerhalb eines Gartens ist nicht ohne Weiteres möglich, da hier sogar noch mehr als bei einer Umsiedlung zu beachten ist – hier bitte keinesfalls selber Hand anlegen!

Unscheinbarer Nesteingang zu einem Hummelnest

Hummelkasten als Nisthilfe

Wer dachte, bei Nisthilfen für solitäre Wildbienen wäre bereits viel zu beachten, wird sich beim Versuch, eine adäquate Nisthilfe für Hummeln zu bauen, gehörig umsehen. Zwar kursieren auch Anleitungen zu leicht umsetzbaren Kästen im Netz – selbst von ehemals anerkannten Naturschutzvereinen – diese sind jedoch gänzlich ungeeignet und werden ein sich ansiedelndes Volk mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Folgen der menschlichen Sorglosigkeit sterben lassen. Gleiches gilt für viele zum Kauf angebotene Nistkästen.

Folgende Aspekte sollten bei einer Nisthilfe bedacht werden:

Dunkelheit: im Kasten muss in der Ansiedlungsphase absolute Dunkelheit herrschen, da Hummeln sich in unbekannten Höhlen am Licht orientieren, um herauszufinden. Dringt durch Lüftungen Licht ein, verhungern sie im Kasten. Sind durch die ersten Arbeiterinnen bereits ausreichend Duftspuren vorhanden, verliert dieser Aspekt an Relevanz.

Kälteschutz: in der Nestgründungsphase entsteht noch wenig Feuchtigkeit, daher kann in der Phase auf einen Teil der Lüftung zugunsten von Wärmeerhalt verzichtet werden. Auch eine Verringerung des Platzangebotes bis nach den Nachtfrösten hilft der Königin, Energie beim Wärmen des Nestes zu sparen.

  • Nässeschutz: Sowohl Nässe von oben als auch von unten muss bedacht werden. Während sich Regen durch ein ausladendes Schrägdach bereits ausreichend in Schach gehalten werden kann (Lüftungen bedenken), ist Wasser von unten eine schwierigere Angelegenheit. Viele Materialien, aus denen ein Kasten bestehen kann, würden Wasser aus feuchtem Boden aufnehmen und zur Verpilzung des Netzes führen. Auch kleinere Überschwemmungen/Pfützenbildungen müssen verhindert werden.
  • Sonnenschutz: während im jungen Frühjahr noch jeder Sonnenstrahl gern gesehen ist, können sich bereits im fortgeschrittenen Lenz bei praller Sonne enorme Temperaturen im Kasten entwickeln. Durch vorausschauende Positionierung lässt sich der Schatten sicherstellen.
  • Belüftung: Die Belüftungsfläche muss enorm groß sein, um Schimmel zu vermeiden
  • doppelte Belüftungskammern: Eine sehr feine Maschenweite in stabilem Gitter ist notwendig, um das Eindringen von Wachsmotten und Durchfressen von Larven zu verhindern. Eier werden von Motten häufig durch das erste Gitter hindurch gelegt, sodass sich die schlüpfenden Larven bereits dahinter befinden. Daher sind Belüftungskammern mit doppeltem Gitter unabdingbar.
  • Wachsmottenklappe: dieser Aspekt grenzt auf den ersten Blick ein wenig an Spielerei, hilft den Hummeln aber ganz entscheidend bei der Abwehr von durch den Eingang eindringenden Wachsmotten, Kuckuckshummeln und Okkupantinnen. Da beim Kampf zweier Königinnen, meistens ein bis zwei Königinnen sterben, lässt sich so Schlimmeres verhindern. Oberirdische Nisthilfen können durch den entweichenden Geruch leichter gefunden werden als natürliche unterirdische Behausungen – eine Wachsmottenklappe kann hier einen Teil des künstlich geschaffenen Nachteils kompensieren. Selbstverständlich sind Hummeln nicht von Anfang an mit der Nutzung dieser Klappe vertraut und müssen langsam daran gewöhnt werden.
  • Zugriffsmöglichkeit: Für regelmäßige Kontrollen oder spätestens bei Verdacht auf Wachsmottenbefall, ist eine erschütterungsarme Öffnung des Kastens während der Hummelsaison notwendig. Die unterirdische Anlage eine Nisthilfe oder ein Aufeinanderstapeln von Kästen entfällt dadurch zumeist.
  • Reinigungsmöglichkeit: Eine Reinigung des Kastens ist spätestens vor dem zweiten Saisonbeginn vorzunehmen. Es wäre fatal, wenn bereits vor Nestgründung Wachsmottenlarven im Kasten sind. Die Verwendung eines herausnehmbaren, nahezu freischwebenden Innenkastens hat sich bzgl. Lüftungs- und Reinigungseigenschaften bei selbstgebauten Kästen bewährt.
  • Attraktivität: Hummeln sind bei der Wahl ihrer Nisthilfe deutlich wählerischer als die meisten solitären Wildbienen. Ganz besonders die Positionierung und Optik des Nesteinganges entscheidet darüber, ob die Hummel eine Besichtigung überhaupt in Betracht zieht. Stellen, an denen einem Mauselöcher wahrscheinlich erscheinen, sind gut geeignet. Auch die Länge des Einganges bis zum Erreichen der Nisthöhle ist ein entscheidendes Kriterium dafür, ob eine und wenn überhaupt, welche Hummelart sich dafür interessieren könnte. Auch an das Innere des Kastens legen Hummeln viele Maßstäbe an. Der verfügbare Platz, die Beschaffenheit der Materialen und der Geruch spielen eine entscheidende Rolle.
  • Geruch: neue Materialien riechen für Hummeln meist nicht angenehm, was einer Besiedlung im ersten Jahr der Aufstellung nicht förderlich ist. Optimalerweise macht ein Nest bereits durch den Geruch üblicher Vormieter, wie Mäusen, oder erfolgreicher Nester aus den Vorjahren auf sich aufmerksam. Aus Gründen der Krankheitsübertragung auf Mensch und Hummel ist jedoch davon abzuraten, aktiv Mäusekot oder alte Hummelnester einzusetzen.

Spätestens in Anbetracht der Vielfalt an Fehlern, die beim Versuch, Hummeln eine Nisthilfe zur Verfügung zu stellen, gemacht werden können, muss man sich wirklich überlegen, ob hier der mögliche Nutzen die Gefahren überhaupt überwiegen kann. Der größte Vorteil einer Nisthilfe für Hummeln ist zugegebenermaßen, dass wir ihnen leichter zusehen können. Tatsächliche Mäuselöcher in verwilderten Gartenecken kommen den Bedürfnissen der Hummeln bereits optimal entgegen. Durch das Zulassen natürlicher Nistgelegenheiten können wir uns dann auch entspannt zurücklehnen und der Natur ihren Lauf lassen – stellen wir hingegen künstliche auf, greifen wir damit bereits derart in die Natur ein, dass wir den sich darin ansiedelnden Tieren gegenüber eine schwer zu erfüllende Verantwortung tragen.

Hummelnistkasten – die Konstruktion hat es in sich.

Text und Abbildungen von Tobias Arendt